An sich würde man vermuten, dass man schon weit in den Norden fahren muss, um Polarlichter zu sehen. Das stimmt in der Regel auch, aber in diesem Jahr 2024 war die Sonnenaktivität derart hoch, dass sogar in weit südlicheren Gebieten Polarlichter zu sehen waren.
Am 10. Mai stieg der Kp-Wert so hoch über Deutschland (über 7), dass selbst bei uns zu Hause in Karben Polarlichter zu sehen waren, und auch noch in vielen Farben. Der Kp-Wert ist eine Kennziffer (daher "K") von 0 bis 9, welche die Störung des Erdmagnetfelds angibt. Je höher sie ist, umso wahrscheinlicher ist die Sichtung von Polarlichtern.
Auf meinen Reisen zu Orten am Polarkreis (Tromsø, Lappland) konnte ich - bis auf bei der Silvesterreise 2018/19 - auch schöne Polarlichter sehen, aber fast nur grüne. Das liegt daran, dass die grünen bei geringeren Intensitäten schon zu sehen sind; rot und violett kommen dann bei starken geomagnetischen Stürmen hinzu.
Dass wir in Deutschland also vornehmlich rote und lila Polarlichter sehen, liegt an zwei Gründen:
- Die Aktivität ist so stark, dass wir die weit entfernten Polarlichter bei uns noch sehen können, wenn sie sonst viel zu schwach wären, und dann treten insbesondere die roten und lila Polarlichter auf.
- Die grünen Polarlichter liegen zu tief (etwa 120 km hoch) und verschwinden hinter dem Horizont.
Es gibt aber noch immer gute Gründe, in die Polarregion zu fahren, um die Polarlichter dort zu bestaunen. Zum einen sieht man sie dort in der dunkleren Jahreszeit fast jede Nacht, wenn die Wolken es erlauben; zum anderen erkennt man sie mit bloßem Auge viel besser. Denn auch wenn die Erscheinungen auf den Fotos recht deutlich hervortreten, sind sie, mit dem nackten Auge betrachtet, eher gerade so zu erahnen. Die Polarlichter im Norden sind damit auch viel dynamischer und formenreicher.